Anfrage zum Thema: Kampagne Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!

Auf die Anfrage der "Kampagne Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!" habe ich wie folgt geantwortet. Sie können das Anschreiben am Ende des Artikels herunterladen.

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Sehr geehrte Vertreter der Kampagne Sexarbeit ist Arbeit.Respekt!,

Sie setzen sich mit Ihrer Kampagne für Respekt für Sexarbeiterinnen ein und fragen hierzu auch nach meiner Position zum Prostituiertenschutzgesetz.

Eine Regulierung der Prostitution war lange überfällig und ich bin froh, dass wir in dieser Wahlperiode dazu Regelungen geschaffen haben, insbesondere zum Schutz der vielen Frauen, die nicht selbstbestimmt in der Prostitution arbeiten, sondern kriminellen Menschenhändlern ausgesetzt sind. Es gibt keinen Zweifel daran, dass sich die Situation in Deutschland die Situation von Prostituierten, insbesondere von Zwangsprostituierten dramatisch verschlechtert hat. Es mag für Sie nicht zutreffen, aber die Großzahl der zumeist jungen Frauen aus osteuropäischen Ländern arbeitet unter extrem entwürdigenden und gesundheitsgefährdenden Bedingungen, zum Teil ohne Pässe und ohne Sprachkenntnis und damit ohne die Möglichkeit, Kontakte zu einer schützenden Außenwelt zu bekommen. Nutznießer sind viel zu oft skrupellose Zuhälter, Bordellbetreiber und Menschenhändler.

Die persönliche Anmeldepflicht und die gesundheitliche Beratungspflicht dienen deshalb in erster Linie dem Schutz dieser fremdbestimmten, ausgebeuteten Prostituierten und zur Wahrung ihrer Menschenrechte. Für diejenigen, für die - wie Sie sagen - Prostitution ein „Beruf wie jeder“ andere ist, dürfte doch eine Anmeldung, wie sie jeder andere Gewerbebetreibende ebenfalls benötigt, kein Problem sein. Es ist sogar eine Alias-Anmeldung möglich. Eingriffe in Grund-und Menschenrechte und Freiheit der Berufsausübung kann ich hier nicht erkennen, ebenso wenig wie durch die Einführung einer Erlaubnispflicht für Prostitutionsstätten und Zuverlässigkeitsprüfung für Bordellbetreiber. Dadurch und durch mehr Befugnisse der Überwachungs-und Betretungsrechte der Polizei erwarte mir mehr Licht im Dunkel des gesamten Milieus. Wer ausschließlich auf der Basis freiwilliger und selbstbestimmter Prostitution arbeitet, wer nichts zu verbergen hat, dürfte keine Probleme damit haben.

Ein wichtiges Anliegen ist mir auch die „Freierstrafbarkeit“, wenn ein Kunde wissentlich die Situation von Zwangsprostituierten ausnutzt. Damit setzen wir Signale, dass es nicht hinnehmbar oder gar normal ist, dass Menschen zur eigenen sexuellen Befriedigung praktisch wie Ware gekauft werden und man mit ihnen für ein paar Euro alles machen kann. Den nötigen Respekt gegenüber diesen Menschen hat Ihre Kampagne leider nicht im Blick.

Mit freundlichen Grüßen

Elisabeth Winkelmeier-Becker

 

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