Bürgeranfrage zum Thema: Nationalhymne

Sehr geehrte/r …,

Vielen Dank für Ihre Zuschrift und für Ihre so offen ausgesprochenen Gedanken zu unserer Nationalhymne. Auch wenn ich vorweg sagen muss, dass ich unsere Nationalhymne positiv sehe, kann ich nachvollziehen, dass Sie hierzu auf Distanz gehen, wenn Sie mit ihr Assoziationen aus der dunklen NS-Zeit unserer deutschen Geschichte verbinden. Ich finde es sympathisch, dass Sie trotzdem sagen, dass der Text der dritten Strophe auch aus Ihrer Sicht heute inhaltlich passt.

Bitte bedenken Sie aber auch: Mit der dritten Strophe des „Liedes der Deutschen“ verbindet sich jetzt für die allermeisten Bürger die Geschichte der Bundesrepublik seit 1949, die unter dem Grundgesetz in beispielhafter Weise für Freiheit, Grundrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und dem Sozialstaat und für Wirtschaftswunder und sonstige verbindende Ereignisse beispielsweise bei internationalen sportlichen Wettkämpfen steht. Nach mehreren Jahrzehnten, in denen in Nachwirkung von Nationalsozialismus, Holocaust und Weltkriegen von vielen nicht gewagt wurde, stolz zu sein auf die eigene Nation und das eigene Land, gibt es nun seit einigen Jahren wieder eine zunehmend positive Einstellung zu Deutschland und zu all dem, wofür Deutschland auch in Europa und darüber hinaus heute steht. Wir haben mit dem Grundgesetz die beste Verfassung, die Deutschland jemals hatte. Die neuen Länder sind bewusst unter dem damaligen Artikel 23 GG dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beigetreten.

Nicht zuletzt hat auch das humanitäre Handeln von Zivilgesellschaft und Politik auf allen Ebenen in der akuten Flüchtlingskrise des Jahres 2015 das internationale Bild von Deutschland gewandelt. All das ist unter Geltung unseres Grundgesetzes geschehen und setzt einen bewussten Gegensatz zur Nazizeit und ihrer Ideologie; all das verbindet sich heute auch mit der Nationalhymne.

Den Bedarf nach einer neuen Hymne oder gar einer neuen Verfassung sehe ich deshalb nicht. Wir würden damit vieles neu zur Diskussion stellen, was sich bewährt hat.

Ich weiß, man kann das auch anders sehen; mit Ihrer anderen Auffassung stehen Sie und Herr Ramelow vermutlich nicht allein. Gleichwohl würde ich mich sehr freuen, wenn Sie sich auch persönlich ein Stück weit auf eine positivere Sichtweise zu unserem Grundgesetz und zu unserer Nationalhymne einlassen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Elisabeth Winkelmeier-Becker

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